IPTT – Institut für Psychotraumatherapie
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Seminarleitung: Dr. Christoph Scherer

Konzepte der strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit nach Ellert Nijenhuis

Enaktive Traumatherapie

Seminarleiter:
Christoph Scherer

Seminarort: Wien


Termin Enaktive Traumatherapie:

Teil 1: 26.-28. Februar 2026

Teil 2: 07.-09. Mai 2026

Teil 3: 23.-24. Oktober 2026

Termin Aufbaukurs:

21-22. November 2025

Seminar Enaktive Traumatherapie: Der Preis wird noch kalkuliert.

Aufbauseminar: 504 inkl. 20% MwSt

Anmeldung:
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Seminarbeschreibung: Enaktive Traumatherapie nach Ellert Nijenhuis

Wenn wir über die Feinheiten, das Erkennen und die Behandlung von Trauma-bedingten dissoziativen Störungen
genügend wissen, können wir die Behandlung von traumatisierten PatientInnen auch nachhaltiger und effektiver
gestalten.
Wir erarbeiten mit Ihnen zusammen die Konzepte der strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit und deren
Weiterentwicklung zur enaktiven Traumatherapie. Theoretisch und praktisch betrachten wir diese im Sinne der
enaktiven Traumatherapie,die wir für die konkrete Behandlungssituation üben.
Außerdem beschäftigen wir uns mit diagnostischen und differential-diagnostischen Aspekten der verschiedenen
Traumafolgestörungen: Wie unterscheide ich die dissoziative Identität von anderen dissoziativen Störungen?
Wie und wo gehen leichtere Traumafolgestörungen (einfache PTBS) zu komplexen Traumafolgestörungen
(komplexe PTBS, partielle dissoziative Störung, Dissoziative Identitätsstörung) ineinander über?
Durch was grenzen sie sich voneinander und zu anderen Störungsbildern (Differenzialdiagnostik, z.B. Borderlinemuster,
Schizophrenie,…) ab? Und welche Erkrankungen kommen häufig komorbid vor und weshalb? In diesem Bereich werden wir auf
häufig gestellte Fragen ausführlich eingehen. So soll konzeptuelle Klarheit entstehen, was die Unterschiede sind zwischen
dissoziativen Persönlichkeitsanteilen nach Ph.D. E. Nijenhuis (in diesem Konzept „Agenzien“ genannt) und in anderen
Konzepten. Es wird eine klare Abgrenzung zu den Konzepten der Ego-States, oder anderen Formen der Arbeit mit dem weit
gefassten Begriff der inneren Anteile geben (z.B. bezüglich PITT nach L. Reddemann). Das so entstandene Verständnis wird in
einem weiteren Schritt dazu genutzt, die Stress- und Trauma-bedingten Folgestörungen im neu erschienenen ICD 11 einzuordnen,
um hier Sicherheit im Bereich der Diagnostik und Differenzialdiagnostik zu erlangen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die
Einordnung der verschiedenen Diagnosen im ICD 11 durch das Verständnis der Konzepte der strukturellen Dissoziation und der
enaktiven Traumatherapie wesentlich erleichtert wird.
Neben dem großen Bereich der Diagnostik und Differenzialdiagnostik werden therapeutische Aspekte viel Raum bekommen.
Wie gehe ich mit Dissoziation konkret um? Was hilft meinem/r PatientIn präsent zu bleiben?
Wann und wie ist eine Begegnung der Agenzien (Persönlichkeitsanteile) möglich und sinnvoll?
Wir vermitteln Ihnen einen Schritt-für-Schritt-Ansatz zum Umgang mit der Struktur, der Phänomenologie, der Analyse, und der
Dynamik zwischen den enagierenden Persönlichkeitsanteilen „Anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil, ANP“ und
„emotionalen Persönlichkeitsanteilen, EP“ (EP Kontrolle, EP fragil) im Sinne der Trauma-Trinität nach Ph.D. E. Nijenhuis.
Unser Ziel in den beiden Seminarblöcke ist es, mit Ihnen die wichtigen Themen wie Bindung, Bewusstsein, Körper, Verlangen
und angestrebte Ziele von den verschiedenen Agenzien so wahrzunehmen und zu verändern, dass wir mit unseren PatInnen zu
effektiveren Handlungen gelangen und so zu deren Heilung beitragen.

Seminarbeschreibung: Aufbaukurs

Zu Beginn des Seminars soll Raum und Zeit sein, auf Fragen und Erfahrungen einzugehen, die seit dem Besuch des Grundkurses aufgekommen sind und gegebenenfalls gewisse Themen nochmals kurz zu wiederholen oder zu ergänzen.

Dann werden wir uns dem Seminarfokus zuwenden. In der Enaktiven Traumatherapie ist der Wille oder das Verlangen sehr zentral. Von Einzellern bis hin zu den komplexesten Vielzellern verlangen Organismen ihre Existenz zu erhalten. Wie Schopenhauer es ausdrückte, sind Organismen tatsächlich eine Manifestation des Willens. Dies unterscheidet Lebewesen von Maschinen, egal wie komplex diese sein mögen. Wir haben keine Ahnung, woher der Wille kommt, der bei unserer Spezies inzwischen viele Formen annimmt. Aber alle Menschen haben einen Willen, ein Verlangen. Jeder Mensch erlebt das Verlangen nach etwas oder jemanden oder erlebt das Verlangen, dass etwas oder jemand verschwinden soll.

Traumatisierte Menschen befinden sich in einem tiefen Konflikt darüber, was sie wollen. Menschen mit einer dissoziativen Störung verlangen und streben sehr Unterschiedliches.
Während das eine dissoziative Agens danach strebt und verlangt, dass etwas oder jemand auftaucht, sich binden will, verlangt und strebt ein anderes dissoziativer Agens danach, genau das wieder loszuwerden.
Bei der Enaktiven Traumatherapie liegt der Fokus nicht nur auf den unterschiedlichen und gegensätzlichen Willen der Patient:innen.  Der Schwerpunkt liegt auch auf Verlangen und Bestrebungen der Therapeut:innen, da es bei der Enaktiven Traumatherapie um gemeinschaftliche Sinnstiftung geht. Es handelt sich um eine Kooperation.

Pierre Janet und Sigmund Freud (Begriffe der Übertragung und Gegenübertragung) beschäftigten sich beide mit diesen mehr oder weniger bewussten Wünschen/ Bedürfnissen/ Impulsen, da diese den Verlauf und das Ergebnis der Behandlung beeinflussen. Die Enaktive Traumatherapie stimmt darin überein, dass die Verlangen und Bestrebungen der:des Therapeut:in  entscheidende Bestandteile dieser Dynamik sind.

Wir als Therapeut:innen kennen möglicherweise nicht immer unsere tieferen Wünsche/ Bedürfnisse/ Impulse, schätzen sie nicht immer und schaffen es nicht immer, gegensätzliche Verlangen und Bestrebungen zu integrieren. Eine Schwierigkeit bei der Behandlung dissoziativer Störungen besteht darin, dass wir als Therapeut:innen typischerweise unterschiedliche Verlangen und Bestrebungen hinsichtlich verschiedener prototypischer dissoziativer Agenzien haben. Beispielsweise verspüren wir möglicherweise ein starkes Bedürfnis, uns um fragile emotionale Agenzien zu kümmern und verspüren eine starke Tendenz, kontrollierende emotionale Agenzien zu meiden oder mit ihnen zu kämpfen.
Oder wir verspüren erst einmal das Bedürfnis, uns um „die Kleinen“ zu kümmern und sind früher oder später mit deren anklammerndem Verhalten überfordert. Nicht immer ist es therapeutisch sinnvoll, diesen unterschiedlichen Verlangen zu folgen. Gerade bei der Arbeit mit dissoziativen Agenzien ist eine Allparteilichkeit gefragt, die leicht missachtet wird, wenn wir unseren ersten Impulsen / Verlangen nachgehen.

Ganz generell können die unterschiedlichen Verlangen in traumatisierten Patient:innen mit verschiedenen dissoziativen Agenzien zu einer großen Verwirrung bei uns Therapeut:innen führen, da es sehr unterschiedliche Verlangen bei uns auslöst und wir nicht immer die Klarheit haben, was eigentlich gerade passiert.

 

Ziel dieser Fortbildung ist es, die unterschiedlichen, potenziell widersprüchlichen Verlangen und Bestrebungen in uns als Traumatherapeut:innen und deren Auswirkungen auf die Therapie zu erforschen, um mehr Klarheit zu bekommen. Es werden den Teilnehmer:innen Wege gezeigt, mit ihren unterschiedlichen verkörperten und jeweiligen Willen in der Traumatherapie umzugehen und dadurch mehr Handlungsvermögen zu entwickeln, sodass eine heilsame sinnstiftende Begegnung hervor gebracht werden kann.

In diesem Seminar liegt der Schwerpunkt mehr auf praktischen Übungen in Form von Rollenspielen und gegebenenfalls auch entlang von Fällen aus dem Plenum, während die Theorie nur einen geringeren Anteil einnimmt.

 

Voraussetzung zur Teilnahme

Teilnehmer:innen müssen den Grundkurs in Enaktiver Traumatherapie bei Ellert Nijenhuis und/oder Assistenten absolviert haben. Es können auch Teilnehmer:innen zugelassen werden, die zumindest das 1. Modul des Grundkurses besucht haben.

  Literaturempfehlungen (Auswahl):

Das verfolgte Selbst: Strukturelle Dissoziation. Die Behandlung chronischer Traumatisierung (Deutsch) Taschenbuch – 4. April 2008 von Onno van der Hart  (Autor), Ellert R. S. Nijenhuis  (Autor), Kathy Steele  (Autor), Theo Kierdorf (Übersetzer), Hildegard Höhr (Übersetzer)

Die Trauma-Trinität: Ignoranz – Fragilität – Kontrolle. Buchpaket dt.: Die Entwicklung des Traumabegriffs/Traumabedingte Dissoziation: Konzept und Fakten. Enaktive Traumatherapie (Deutsch) Gebundene Ausgabe 15. Juli 2019  (beide Bände)
von Ellert Nijenhuis (Autor)

Anmeldung:
Sie können sich auf dem Postweg oder online über unsere Website anmelden. zur Anmeldung